Sonntag, 14. Januar 2018

Schlüsselfertiges bauen und Fertighäuser - wozu?

Fertighäuser erobern die meisten Neubaugebiete in Deutschland - und zusammen mit "Schlüsselfertigen" Massivhäusern klassischer Bauunternehmer - mach dies fast 100% der erstellten Häuser aus.

Häufig genannten Gründe für ein Fertighaus

  •  das Haus wird zu einem fixen Zeitpunkt fertig
  • die Kosten werden zu 100% eingehalten
  • Vorfertigung im Werk vermeidet Probleme mit Bauarbeitern auf der Baustelle
  • in kürzester Zeit steht das Haus
  • Unabhängigkeit von lokalen Handwerkern beim Innenausbau 
  • günstigerer Innenausbau

Häufig genannten Gründe für ein schlüsselfertiges Massivhaus

  • Häuser aus Stein halten länger als Häuser as Holz (siehe das Märchen der 3 kleinen Schweinchen und dem Wolf)
  • besserer Werterhalt / Wiederverkaufswert in Zukunft
  • mehr Flexibilität bei der Planung
  • bessere Erweiterungsmöglichkeiten  

Faktencheck: Nachteile vom "schlüsselfertigem Bauen"

In der Praxis ist natürlich nicht alles Gold was glänzt. Die Liste der Nachteile ist sehr lang - fangen wir mal chronologisch an:

  • man zahlt für einen Architekten - defacto wird meistens ein Architekt nur mal kurz drüberschauen. Es werden häufig bestehende Grundrisse durch Bauzeichner (oder nicht mal das) der Länge und Breite her angepasst. Ein Grundriss von einem Fertighaus oder Massiv-Fertighaus Hersteller wird selten invidivuell oder auf das Grundstück 100% optimal zugeschnitten sein - vor allem wenn nicht im Vorfeld ein guter unabhängiger Architekt zumindest die Eingabeplanung erstellt hat.
  • ein eigener Architekt wird seltenst verwendet - da man gerade bei Fertighaus Firmen die Pläne nochmal durch die internen Architekten auf das "Raster" anpassen muss - nicht jede Breite/Länge oder vor allem lichte Raumhöhe ist möglich - auch muss am Ende der Fertighaus Architekt erneut bezahlt werden (wenn er auch meist nicht viel zu tun hat)
  • Anbieter von Schlüsselfertigem Bauen beschäftigen sich so gut wie niemals mit den Kernthemen, mit denen sich ein Architekt beschäftigen sollte: Bedarfsanalyse, Standortanalyse, Sonneneinstrahlung, Lichtplanung, detaillierte Ausschreibungsunterlagen um den best-möglichen Preis zu bekommen, Auswahl der Baumaterialien für ein gutes Preis/Leistungsverhältnis
  • am Ende sieht fast jedes Haus gleich aus - auf den ersten Blick ist zu erkennen: hier waren Fertighaus oder Massiv-Fertighaus Firmen ohne architektonischen Anspruch am Werk
  • Einschränkung bei der Materialauswahl, hohe Aufpreise für etwas bessere Materialien
  • hohe Aufpreise für Planänderungen
  • keine richtig gute Innenplanung, wie z.B. Bad Design
  • meistens gelten die angegebenen Preise ab Oberkante Keller oder Bodenplatte - dies sowie Erschliessungskosten auf dem Grundstück kommen noch dazu
  • extrem hohe Pauschalen, z.B. Badezimmer für 20,000 Euro oder 35,000 Euro je nach Standard - meistens das doppelte einer eigenen Beauftragung der Gewerke
  • viele Anbieter arbeiten mit lokalen Handwerkern zusammen (auch diese, die selbst Handwerker offiziell als Mitarbeiter haben) - das gleiche Problem wie beim klassischen Hausbau - nur verlagert und mit Risikozuschlag!
  • man baut normalerweise um ein individuelles und auf die Familie zugeschnittenes Haus am Ende zu haben - am Ende ist es aber copy&paste und der gleiche Einheitsbrei des restlichen Neubau Ghettos
  • ein klassicher Hausbau ist günstiger!
  • "Alles aus einer Hand ist gut": Lastenheft und Pflichtenheft aus einer Hand und am besten noch der Architekt? Das kann nichts werden
  • die Verträge sind von den Anbietern für die Anbieter geschrieben - nicht für die Kunden
  • der normale Prozess: Plan durch einen freien Architekten, Ausschreibung des Rohbaus, Ausschreibungs der Gewerke des Innenausbaus - am besten mit Fristen, wasserdichten Vertrgen, Bauleiter und einem Sachverständigen. Nur so kann man am Ende das beste Ergebnis aus dem Euro holen und sichergehen, dass die Ausschreibungsunterlagen für den Bauherrn erstellt wurden, nicht für die ausführende Firma. Auch ist Wettbewerb bei einer Ausschreibung notwendig um die best-möglichen Preise zu erzielen.
  • mit einem ordentlichen Projektplan dauert der normale Hausbau nicht länger als ein Fertighaus
  • auch ein Fertighaus braucht einen Keller oder eine Bodenplatte
  • "schlüsselfertig" heisst nicht bezugsfertig!


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